Bis ins 20. Jahrhundert war es in unserer Region üblich unter den Gemarkungsgrenzsteinen sogenannte „Zeugen“ zu verstecken. Diese stellten vor genauer Vermessung und GPS sicher, dass die Grenzsteine nicht unbemerkt verrückt werden konnten, was ein schweres Vergehen war. Dies erfolgte meist von beiden Angrenzergemeinden, d.h. unter einem Grenzstein lagen oft zwei Zeugen. Grenzstein-Zeugen können aus gebranntem Ton, Porzellan, Glas, Ziegelbruch oder auch ein Stück Kohle sein. Nur die Untergänger, eine kleine Gruppe von nominierten Bürgern, kannten die Art, Lage und Beschaffenheit als „Zeugengeheimnis“. Wie diese in Ammerbuch aussahen, sehen Sie hier im Bild. Auch eine Übersicht für den Landkreis Tübingen gibt es. Diese finden Sie auf der Homepage des Bürgervereins unten auf der Seite des „Ammerbucher Grenzstein Refugiums“.
Die Sammlung hier entstand im Zusammenhang mit dem „Ammerbucher Grenzstein Refugium“, um bei Führungen auch diesen Aspekt des Grenzsteinwesens zeigen zu können. Sie ist die erste dieser Art in Ammerbuch und seit Kurzem komplett.
Artikelbild: Ammerbucher Grenzsteinzeugensammlung, Zeugen von Entringen, Pfäffingen, Poltringen, Reusten (Leihgabe Fa. B. Tausch), Altingen und Breitenholz, sowie runder, glasierter Zeuge von Tübingen, Zeuge Staatswald, Zeuge Landesgrenze Baden-Württemberg, Beispiel für Zeuge in „Rübenform“ und Zeuge ohne Ortszuordnung, Bild: B. Dieter, August 2023
Die Zeugen konnten durch Schenkungen, Kauf, Tausch und Leihgabe erworben werden. Hier sei an dieser Stelle noch einmal allen Unterstützern herzlich gedankt, da einige der Zeugen sehr selten sind und nur schwer nach monatelanger intensiver Suche zu finden waren. Die Zeugen sind z.B. bei Führungen im Grenzstein Refugium zu sehen und könnten Teil der heimatkundlichen Museumssammlung in der Poltringer Schlossscheuer werden. Weitere Ammerbucher Zeugen, z.B. ältere Versionen oder andere Formen, können gerne noch ergänzt werden.
Für den Bürgerverein Ammerbuch e.V., B. Dieter