Dieses imposante Bauwerk mit ca. 21 m Höhe, 30 m Breite und 17 m Tiefe und 3 bzw. 2,5 m vorstehendem Mittelrisalit an West- und Ostseite mit 7,5 m Breite ist das größte bauliche Kulturdenkmal Ammerbuchs im Gemeindebesitz. Mit etwa 8.000 Kubikmeter Rauminhalt, unterteilt in 6 Stockwerke / Ebenen und verbunden nur mit einer ca. 20 m langen senkrechter Leiter mit 67 Sprossen á ca. 32 cm (da das Treppenhaus nur bis zu Ebene 2 reicht), ist sie immerhin etwa halb so groß wie die Großturnhalle der neuen Entringer Gemeinschaftsschule ohne Nebenanlagen (ca. 16.000 Kubikmeter).
Nach dem Verkauf des Schlossgutes aus dem Nachlass eines Stuttgarter Bierbrauers mit Namen Zimmermann im Jahr 1890 für 135.000 (Gold-) Mark, dies entspricht heute etwa 891.000 EUR, an die Gemeinde Poltringen, ist sie seit 1971 Eigentum der Gemeinde Ammerbuch.
Das Beitragsbild zeigt ein Foto aus dem Jahr 2021 mit Blick vom Erdgeschloss der Schlossscheuer nach oben an der Leiter entlang bis zum Dach.
Die Schlossscheuer stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist Teil des außergewöhnlichen historischen Schlossensembles mit Amtshaus, Wasserschloss, Remise und Mühle, das eines der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Ammerbuch darstellt. Die Schlossscheuer zeigt auch die Größe des damaligen Schlossgutes, das über ein Drittel der Gemarkung Poltringens mit den besten Böden verfügte, was mit Grund für den geringen Wohlstandes der Einwohner in früheren Zeiten war.
Das große Interesse der Bevölkerung an diesem Bauwerk zeigte sich im September 2018 am “Tag des offenen Denkmals”, bei dem erstmals die Schlossscheuer (und die dort lagernde Museumssammlung) in Teilen öffentlich zugänglich gemacht wurde und fast 300 Besucher anzog und einen weiteren Besichtigungstermin im darauffolgenden Oktober ergab.
Die Schlossscheuer teilt sich heute in folgende Bereiche auf:
– Kellerräume (nur der mittlere Teil ist unterkellert): Lagerräume
– südliche Scheunenenzufahrt
– nördliche Scheunenenzufahrt
– ehemalige Viehwage (links der südlichen Scheunenzufahrt): Lagerraum
– ehemaliger Farrenstall (links der nördlichen Scheunenzufahrt)
– rechts und links der Scheunenzufahrten in der Ebene 1: Lagerplätze
– Ebenen 2-6: Lagerflächen
– im Mittelteil Steintreppe bis in Ebene 2
Eine zukünftige Nutzung oder sogar eine Veräußerung durch die Gemeinde sind beides noch unklar. Ggf. können die Pläne des Bürgervereins Ammerbuch e.V. zur Einrichtung eines Ammerbucher Heimatmuseums in einigen der Räume der Schlossscheuer verwirklicht werden und diesem historischen Gebäude damit teilweise eine neue Nutzung und Bedeutung geben.
Im Jahre 1930 wurden in einem verheerenden Brand große Teile der Schlossscheuer und die eingelagerten landwirtschaftlichen Vorräte zerstört. Der Wiederaufbau geschah dann sehr zeitnah, aber in Zeiten der Wirtschaftsdepression damals, die sicher auch für eine kleine bäuerliche Gemeinde wie Poltringen schwierig waren, in etwas reduzierter Form. D.h. auch wenn das Gebäude heute noch beeindruckend ist, vor dem Brand war es noch einiges größer und schöner. Man kann an der Hofseite des Gebäudes die ursprüngliche Struktur und die neue Bausubstanz ganz gut erkennen.
Ursache des Brandes war eine Brandstiftung. Der Täter konnte aber nicht ermittelt werden. Grund für die Tat könnte ein geplanter Versicherungsbetrug bzgl. in der Schlossscheuer eingelagerter Materialien gewesen sein.
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte@hwv-ammerbuch.de).
Wer sich für den Erhalt der Schlossscheuer einsetzen will, findet hier Informationen zur Unterschriftensammlung und zur Schlossscheuer. Wer den Bürgerverein durch Mitarbeit und/oder als Mitglied unterstützen will, findet hier Infos.
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter