Im Jahre 1930 kam es durch Brandstiftung zu eine massiven Zerstörung der Schlossscheuer. Im Heimatbuch der Gemeinde Poltringen von 1971 finden sich auf Seite 101 ein undatiertes Bild vor dem Brand und ein Bild nach dem Brand und vor Wiederaufbau von 1931 (siehe Beitragsbild).

Der Brand von April 1930 war das größte Brandgeschehen der neueren Vergangenheit Poltringens und wird in verschiedenen Quellen beschrieben. Zum Glück verlief er ohne Verluste von Menschenleben und ein Übergreifen auf andere Schlosshofgebäude wurde verhindert.

Die „Pfarrchronik“ im Diözesanarchivs (DAR, PfA Poltringen, Akz. 06/2007, Bd. 38) berichtet folgendes:

„In der Nacht vom Fastnachtsdienstag auf Aschermittwoch brannte es in der Schlossscheuer. Da aber das Feuer in dem massiven Teil gelegt worden war, konnte es sich nicht weiterentwickeln. In einigen Stunden war es gelöscht. Der zweite Versuch in der Nacht vom Ostermontag auf Osterdienstag (21./22. April) gelang besser. Um ½ 12 Uhr wurde das Feuer bemerkt und im Nu stand das ganze Gebäude in Flammen. An eine Rettung war nicht mehr zu denken. Auch die Tübinger Motorspritze musste sich darauf beschränken, die Nachbarhäuser zu schützen. So brannte die Schlossscheuer, das größte Gebäude im Ort mit etwa 600 Zentner Stroh und Futter vollständig aus. Der Schaden wurde auf 45 000 M geschätzt. Die meisten Leute waren versichert. Brandstiftung liegt sicher vor. Zwei Verdächtige wurden in das Amtsgerichtsgefängnis in Tübingen eingeliefert, aber […] wegen Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Die Schlossscheuer wurde darauf in kleinem Maßstab wieder aufgebaut, hat aber jetzt ganz ihr charakteristisches Äußere verloren. Sie ist jetzt zu einer gewöhnlichen Bauernscheuer herabgesunken.“

Der „Gäubote“ (damals auch noch „Ammertalbote“ und Amtsblatt) vom 25.04.1930 vermeldet:

„In der Nacht von Montag auf Dienstag brach, wie schon kurz gemeldet, in der Schlossscheuer, in der die halbe hiesige Einwohnerschaft  einen Teil ihrer Stroh- und Futtervorräte untergebracht hatte, Feuer aus. Eine Rettung des Gebäudes und seiner Vorräte erschien von vornherein aussichtslos. Die hiesige Feuerwehr musste sich darauf beschränken die benachbarten Häuser (die Mühle und das Wohn- und Ökonomiegebäude der Witwe Rudolf Wellhäußer) zu schützen. Diese ganz nahe an dem Brandherd gelegenen Häuser waren anfangs durch den großen Funkenregen stark gefährdet. Die Schlossscheuer, ein Wahrzeichen des hiesigen Ortes, ist vollständig ausgebrannt und nur noch traurige Ruinen des stattlichen Gebäudes ragen zum Himmel. Mit der Scheuer sind etwa 600 Zentner Stroh und Futtermittel verbrannt; außerdem eine Dreschmaschine u.a.. Die Scheuer steht im Eigentum der hiesigen Gemeinde, die bei der verhältnismäßig niedrigen Versicherungssumme einen großen Schaden erleidet. Nicht besser ist ein Teil der Einwohnerschaft weggekommen. Die Empörung über den Brandstifter ist allgemein.“

Die Tübinger Chronik“ (Vorgängerin des „Schwäbischen Tagblattes“) vom 23.4.1930 berichtet:

Heute nacht  ½ 12 Uhr während die Einwohnerschaft bei einer Hochzeitsfeier im „Adler“ war, ertönte schon wieder Feueralarm. Hochzeitsgäste aus Hailfingen, die eben auf dem Heimweg begriffen waren, bemerkten, dass die der Gemeinde gehörende Schlossscheuer in Flammen stand. Die Ortsfeuerwehr und die zur Hilfe gerufene Weckerlinie von Tübingen bekämpften das Feuer energisch. Es gelang ihnen auch den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Es wird Brandstiftung vermutet. Die Scheuer ist vollständig ausgebrannt.“

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann (z.B. Bilder / Beschreibungen des Brandes oder der Schlossscheuer besitzt oder kennt?) oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte@hwv-ammerbuch.de).

Wer sich für den Erhalt der Schlossscheuer einsetzen will, findet hier Informationen zur Unterschriftensammlung und zur Schlossscheuer. Wer den Bürgerverein durch Mitarbeit und/oder als Mitglied unterstützen will, findet hier Infos.

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter